21.10.2015: Verabschiedung und Rekordversuch – 2 Sportler im Rampenlicht

Es ist der 21. Oktober 2015 – ein denkwürdiger Tag für den deutschen Langlaufsport. Gleich zwei deutsche Spitzenläufer warten mit wichtigen Entscheidungen bzw. Ankündigungen auf.

Ehre wem Ehre gebührt: Jan Fitschen, Europameister über die 10.000 Meter 2006 in Göteborg gibt seinen Rücktritt vom aktiven Laufsport bekannt.

Es war der 8. August 2006 – ein Tag an den auch ich mich gut zurück erinnern kann. Selten hat mich ein Rennen vor dem TV so mitgenommen. Und auch selten erlebte ein Rennen eine solche Dramatik und gewann im Verlauf eine Zuversicht, welche mich heute noch tief mitnimmt. Gestartet, mit ruhigen Kommentatoren, plätscherte das Rennen vor sich hin. Alle stellten sich auf ein Meisterschaftsrennen ein, mit dessen Ausgang die deutschen Starter wohl nichts zu tun haben werden. Jan und Andre Pollmächer hielten sich respektabel, eine Frage der Zeit, wann sie abfallen würden. Aber was dann auf den letzten drei Runden passierte macht mich heute noch sprachlos. Es folgten die wohl besten 1200 Meter, die Jan je gelaufen ist (meine persönliche Meinung). Und es wurde immer schneller. Die letzen beiden Runden dann noch eine weitere Steigerung. Dann eine Lücke und ich weiß nicht wo er die Kraft noch hergenommen hat, aber als dann die letzte Runde eingeläutet wurde explodierte es in seinen Beinen. Ein Rennen für die Geschichtsbücher. Kampfgeist, Euphorie, unbändiger Glaube an das Machbare – das Unmögliche. Immer wenn ich ein kleines Motivationsloch verspüre schaue ich mir dieses Video an – mehr geht nicht. Danke Jan und alles gute im Leben abseits des aktiven Laufsports. Gerne denke ich an unsere Rennen in frühen Jahren zurück, oder an die Schinderei am Mount Knoop auf Texel. Es war toll – ein wahrer Sportsmann. Hier noch einmal das Video von dem wohl gefühlte 1000 Views auf mein Konto gehen.

Nach dem Rücktritt des Tages gehts zur Ankündigung des Tages: 2:07:20 Std.!

Diese Zeit nimmt sich Arne Gabius am Sonntag vor, verriet er heute. D.h. es wird nicht nur ein neuer deutscher Rekord (2:08:46 Std., Jörg Peter) ins Visier genommen, sondern eine Pulverisierung der 27 Jahre alten Bestmarke. Am Sonntag ab 10 Uhr beginnt der Ritt auf der Rasierklinge für Arne. Denn so ist es – es bleibt zu hoffen, dass er sein gestecktes Ziel erreicht. Mut kann man ihm auf jeden Fall nicht absprechen. Ich freue mich jetzt schon auf das Rennen im TV – denn Spannung ist garantiert. Ich drücke auf jeden Fall die Daumen. Evtl. erleben wir ja wieder etwas Geschichtsträchtiges live. Das ganze Interview mit ihm hier:

Arne Gabius: „Ich orientiere mich an 2:07:20 Stunden“ (aus laufen.de)

 

Noch ein „Läuferbuch“? Gerne, her damit!

Jeder Läufer kennt das, es reicht oft nicht aus, dass wir schon viel Zeit in Laufschuhen verbringen und Kilometer für Kilometer abspulen, sondern oftmals auch noch Stabis im Krafraum, Einheiten auf dem Rad oder im Schwimmbad absolvieren müssen, wenn es mit dem Laufen mal nicht klappt. Und die Spitze des Eisbergs sind dann die Familienurlaube, die oft als verkappte Trainingslager enden.

Als wäre das alles nicht schon genug, strapazieren wir die Nerven unserer Nächsten auch noch mit Laufliteratur aller einschlägiger „Laufgurus“, mit Lauferfahrungen anderer oder Literatur zur Trainingsgestaltung. Und reicht es dem Läufer dann noch nicht, saugt er gefühlt das gesamte Netz leer und nimmt jede Zeile im Internet wissbegierig auf, es kann ja sein, dass diese Information noch einmal große Wichtigkeit erlangt.

In diesen Tagen dann stellt auch ein Läufer, der meine Laufbahn begleitete „sein“ Buch vor. Jan Fitschen präsentiert das „Wunderläuferland Kenia„. Ein Versuch, dieses Buch oder Projekt zu beschreiben liegt mir noch fern, da es erst im Herbst erscheint. Aber lest selbst was Jan im Vorfeld dazu sagt. Ich freue mich vor allem auf die Aufnahmen aus dem Land der schnellen Jungs und Mädels. Sicher kann man das System, wie dort Champions geformt werden kritisch sehen, nichtsdestotrotz haben diese Menschen, die es erreicht haben es verdient.

Ich bin auf jeden Fall gespannt auf das Werk von Jan, die gewonnen Eindrücke und die vielen kleinen Geschichten und Erlebnisse vor Ort.

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Wunderläuferland Kenia